Freitag, 29. April 2011

Bier 56: Egger Bockbier (Ostern 2011)

Mmh, sehr bekömmlich! Deutlich weniger herb und deutlich süffiger als der Weihnachtsbock 2010. Ob's bei letzterem, links im Bild, an der längeren Lagerzeit in der Flasche liegt? Auf jeden Fall ist der Osterbock wunderbar. Hatte ihn auch schon vom Fass; auch da erschien er mir angenehm mild. Eine Spur malzige Süsse, die fast etwas an Schützengarten erinnert! Böse gesagt, man merkt eigentlich kaum, dass es ein Bockbier ist, trotz den traditionellen 5.8 %. (Gerade geben sich an der Television Willi und Käthi das Jawort in der Aebi. Was da alles gesagt wird über die Ehe und ihren Status bei Gott und dass man das nicht mehr auflösen dürfe, bei Gott, ist eigentlich eine Frechheit gegenüber dem Bräutigamvater Dscharli, der sich ja hat scheiden lassen. Seine Nüje, Gamüua, ist auch da. Einige Passagen über Mann und Frau und Gott dürften auch dem geladenen Elton John und seinem Ehemann daneben nicht gefallen.) Jetzt noch einmal einen Schluck Weihnachtsbock 2010. Schön herb, kräftiger, aber auch noch sehr bekömmlich.
getrunken am 29.4.11



Den Anstich habe ich verpasst; hatte anderes los:

Donnerstag, 28. April 2011

Bier 55: Warteck Lager

Die Legende! Fruchtig, Zitrone, Apfel, Birne, und doch ein wenig herb... Warteck Lager! Damit sind wir aufgewachsen! Mein Bierstart ist circa drei Wochen vor dem 17. Geburtstag erfolgt, mit Walliser Bier im Wallis. Im sagenumwobenen Langlauflager 1991 in Gluringen, Obergoms. Am Montag eine Stange, am Mittwoch eine Flasche, und am Freitag sage und schreibe eine Stange und eine Flasche! Das waren die ersten vier Biere, die ich integral ... hinunterwürgte. Besser dann nach dem Lager, als frischgebackenem Mitglied der sagenumwobenen Langenthaler Mittelschulverbindung Juventa, die mittwochs im sagenumwobenen Kegelkeller des Restaurants Neuhüsli (nicht gerade sagenumwoben, aber immerhin legendär) ihren Kneip abhielt, schmeckte mir das Warteck, das es dort gab. Ja, mitten in Langenthal! Vor dem Ersten Weltkrig schenkte der damalige Neuhüsli-Wirt Arnold Herzig nicht Langenthaler Bier, sondern Münchner Bier aus, und nach dem Ersten Weltkrig, als die Münchner offenbar anderes zu tun hatten, als Bier nach Langenthal zu liefern, wechselte Neuhüsli-Wirt Herzig nicht zum Langenthaler Bier, sondern zum Warteck aus Basel. Warum, ist nicht bekannt, man mutmasst aber, es habe mit seiner Freundschaft zum damaligen Warteck-Depositär Christian Habegger im Wuhr zu tun gehabt. Item, dann kam das Bierkartell, und man durfte die Sorte nicht mehr wechseln, und so hat das Neuhüsli heute noch Warteck, auch, nachdem es das Kartell nicht mehr gibt. Seit dem 1. Januar 1977 heisst übrigens der Wirt im Neuhüsli Althaus. Ich finde das super. (Einerseits finde ich das Oxymoron super, andererseits Althauswernu selber, wenn er seine berühmten Chümi-Bätzli ausgibt, die Glesi auf den Tisch stellt, sagt: "So, jetz suufe mer zäme eis. Was si mer de für Lüt!" und dann die leere Hand mit Pinzettengriff ohne Glas darin zum Anstossen erhebt.) Weniger super, sondern himmeltraurig finde ich hingegen, dass in unserem sagenumwobenen Kegelkeller nun ein Hundecoiffeursalon ist, hueregopferdami. Dies wird bei Diskussionen über die Theodizee immer vergessen.

Ja, das Warteck! Inzwischen wird es ja, 1989 verkauft, in Rheinfelden bei den Feldschlösschen gebraut, und zwar seit 1991. Ich habe also im Februar 1991, als meine im Wallis gestartete Bierkarriere mit dem Warteck Lager ihre (immer erfolgreichere) Fortsetzung fand, wohl gerade noch in Basel gebrautes Warteck getrunken. Das äusserst imposante Brauereigebäude dient nun vielseitigen Zwecken: Kultur, Bureaus, Wohnungen.














Heute gibt es ja von Warteck nur noch das Lager und das Spez, genannt Pic (siehe Blog "Bier 19"), wie die Füdleschlössli aus Rheinfelden ja auch von den Marken Gurten und Hürlimann nur noch das Lager und das Spez brauen. Schade! Was gab es da nämlich noch alles für Warteck-Sorten!








Das Tambour! Das war das Starkbier von Warteck. Längst versiegt. Auf dem Spezli, also dem Pic, sind Piccolo-Spieler im Logo abgebildet, auf dem Tambour eben die anderen Fasnachtsmusikanten. Das Tambour war sehr vollmundig im Geschmack und nicht leicht zu trinken. Ich kaufte es Ende Gymer jeweils gleich harassliweise bei Loosli an der Farbgasse und trank oft spätabends ein Gütterli auf meinem Zimmer, dazu Klaviermusik von Nikolai Medtner.

Dann das alkoholfreie. Das habe ich selber nicht mehr getrunken, war aber mal im Besitz eines Fläschlis. Das habe ich so um 1994 herum in Genf auf dem Getränke-Präsentations-Gestell stehen sehen, und als ich fragte, ob es das noch gebe und die Antwort non war, fragte ich, dann könnte ich es ja haben, und die Antwort war oui.

Sodann das Warteck Alt, hellbraun und obergärig nach Düsseldorfer Art jahrzehntelang als einziges seiner Art in der Schweiz gebraut, gibt es nicht mehr, wird nicht mehr produziert. (Ruth Althaus, die Neuhüsliwirtin, nahm dies persönlich: "S Alt hei si nis ou wäggno!")

Ah, un ein light gab es eine Zeitlang, so Anfang und Mitte der Neunziger Jahre. Das hat nicht reüssiert.

Schliesslich das dunkle Spezial. Ich bin nicht sicher, ob das nach der Verlegung der Produktion nach Rheinfelden, als es noch eine Zeitlang unter diesem Namen abgefüllt wurde, nach eigenem Rezept gebraut wurde oder ob es einfach das dunkle Feldschlösschen war, aber auf jeden Fall bin ich wohl einer der letzten Menschen, weltweit, die noch ein solches getrunken haben. Und das kam so. Lenk im Berner Oberland. Deppen sagen "in Lenk", Halbdeppen "in der Lenk", solche, die drauskommen, "an der Lenk", weil das Wort eine Kontraktion aus "an der langen Egg", also langen Ecke, entstanden ist. Item, hä. Man schrieb Februar oder März 1996. Warum die Beizen an der Lenk und das halbe Simmental Warteck-Bier haben, weiss ich nicht, ist aber sehr interessant. Basel liegt ja nicht gleich um die Ecke, auch wenn sie lang ist. Auso. Wir waren im Singstudenten-Skiwochenende, hatten im Restaurant Wallegg Fondue gegessen und dazu viel Wein und Schnaps getrunken. Unser Gastgeber, ein angesehener Lenker Notar, bestellte übrigens den Getränkenachschub jeweils vom Tisch aus per Natel, indem er das Restaurant, in dem wir sassen, anrief, was uns zu dem Zeitpunkt, als noch fast kein Mensch ein Natel hatte, kolossal vorkam. Nach dem Essen waren wir dann in halsbrecherischer und komplett verantwortungsloser Art und Weise (ein schönes Hendiadyoin) mit Holzschlitten die Skipiste ins Dorf hinuntergeschlittelt. Wobei "schlitteln" die Wahrheit nicht ganz trifft. Vielmehr war es eine wiederkehrende Abfolge von Beschleunigen, Schreien, Kordel-Festhalten, Abspringen, Sich-Überschlagen, Durch-Dreck-Rutschen, Zum-Stillstand-Kommen, schwachsinnig Grölen und Wiederaufsitzen. Zurück zum Thema: Unten angelangt, peilten wir den Löwen an, der Austrinket hatte, und dort erkundigte ich mich nach verschiedenen Bieren. Alles war graits. Die Person hinter der Theke wühlte in derselben und kam mit einigen Fläschli dunklem Warteck Spezial zum Vorschein. Wir tranken sie mit Genuss. Wie gesagt, war Februar oder März 1996. Das Ablaufdatum auf den Gütterli: "Oktober 94".
getrunken am 28.4.11



























Hier noch einige Bilder zu (teils) verschwundenen Sorten:





Bier 54: Flüegass

"S Bier vo de Flüegass" heisst das Gebräu vollständig. Hergestellt wird es von einer Handvoll Enthusiasten an der Flühgasse 8 in 8008 Zürich. Trüb, etwas sauer, typischer Hausbierbraugeschmack also. 5.15 % Alkohol laut Etikette, nimmt mich wunder, wie die das aufs Siebtelprozent hinkriegen. Der zweite Schluck ist besser. Chüschtig-fruchtig. der 3. Schluck: noch besser! Das Säuerliche verschwindet hinten links und rechts in den Mundwinkeln, und vorne bleibt eine schöne, kräftige Vollmundigkeit. Bravo! (Spärliche) Infos: http://www.sbier.ch/
getrunken am 28.4.11





Bier 53: Stralsunder Pils

Mmh! Eines der besten der Brauerei. Ein wenig herb, fruchtig, "Vollmundig, aromatisch, herb", wie es die Rückenetikette trefflich ausdrückt. Die Farbe ist etwas dunkler als beim Lager, Bernstein, würde ich sagen. Mmh! Die Stralsunder Brauerei hat Biere für alle Fälle: ein süffiger Lager, ein fruchtiges Pils (das hier), ein herbes Pils (das Störtebeker Pilsener), dann ein Schwarzbier, ein Weizen, ein Roggen-Weizen, ein alkoholfreies Pils, ein alkoholfreies Weizen, drei Starkbiere, Panaché resp. Radler und noch einige Kuriositäten, die wir jetzt nicht erwähnen wollen, da wir über diese heilige Brauerei nichts Schlechtes sagen wollen wie z. B. Bananen- und Kirschen-Biermixgetränke... Uups! Das war wieder einmal eine schöne Praeteritio. Zurück zu unserem Pils: Stammwürze 11.3 %, Alkohol 4.9 %. DLG-Gold 2000, 2002, 2004 und 2006.
getrunken am 27.4.11


Bier 52: Stralsunder Lager

Süffig, sehr schwach gehopft, ganz wenig malzig nur, aber doch nicht charakterlos. Stammwürze 10.9 %, Alkohol 4.7 %. Ein Stralsunder! Da hüpft das Herzelein. Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft hat dem Bier schon etliche Male die Goldmedaille verliehen: 2004, 2005, 2006 und 2009. Die Kriterien? "Nur dann, wenn ein Lebensmittel überdurchschnittlich gut ist, bekommt es die Bronzene, Silberne oder sogar Goldene DLG-Prämierung." Quelle: http://www.dlg.org/testlebensmittel.html. Auf der Rückenetikette steht: "vollmundig, mild und weich". Stimmt! Helle Farbe, aber nicht wässrig. Der ideale Durstlöscher vor dem ersten Bier zum Geniessen.
getrunken am 27.4.11

Mittwoch, 20. April 2011

Bier 51: Störtebeker Pilsener-Bier

Aah, das - herbe - Pils(ener) aus Stralsund. Einerseits nicht so bitter (es muss ja nicht immer Jever sein), andererseits auch nicht so fruchtig wie das andere Pils des Hauses, das Stralsunder Pils. Hier nun aber ein Pilsener. Das längere Wort soll offenbar das Herbe illustrieren. "Norddeutsch herb": klar und deutlich, klipp und klar, kurz und bündig. Man fühlt sich auf einem Windjammer auf hoher See, wie es die Etikette suggeriert. Item. Zu diesem Bier kann man nur sagen: Wunderbbaaare Hörner! Herrlich! Meisterhaft! Trefflich!
getrunken am 20.4.11






































Samstag, 16. April 2011

Register der besprochenen Biere 1-50

Aecht Schlenkerla Rauchbier Märzen (50)
Appenzeller "Egger Spezialbier“ (30)
Appenzeller Metzgerbier naturtrüb (24)
Appenzeller Schnuggebock-Bier (22)
Appenzeller Sonnwendlig (27)
BFM La Mandragore Hiver 2010-11 (49)
Bitburger Premium Pils (47)
Boxer brunette (5)
Burgdorfer Weizen 2010 (1)
Calanda Edelbräu (11)
Calvinus bière artisanale blonde bio (33)
Cardinal Lager (39)
Cardinal Spéciale (36)
Cervoise Lancelot (9)
Chang (35)
Chodovar Vánoční Special (6)
Denner Spezialbier (48)
Egger Albertus dunkel (32)
Egger Bockbier (Weihnachten 2010) (3)
Egger Soleil (34)
Erdinger Weissbier (42)
Feldschlösschen Winterbier (23)
Golden Bräu Original (21)
Grimbergen blonde (37)
Gurten Lager (28)
Jever Pilsener (43)
Lammsbräu, Neumarkter Dinkel (18)
Lammsbräu, Neumarkter Schwarze (41)
Lammsbräu, Neumarkter Weisse (40)
Lancelot Cervoise (9)
LöwenWeisse Hefe-Weissbier (13)
Mandragore, La (BFM) Hiver 2010-11 (49)
Metzgerbier (Appenzeller) naturtrüb (24)
Neumarkter Lammsbräu Dinkel (18)
Neumarkter Lammsbräu Schwarze (41)
Neumarkter Lammsbräu Weisse (40)
Römer Edelhell (16)
Rothaus Hefeweizen (7)
Rothaus Märzen Export (4)
Rugenbräu Zwickel (2)
Scherlibräu Altbier (14)
Schlenkerla Rauchbier Märzen (50)
Schnuggebock-Bier (Appenzeller) (22)
Schützengarten Edelspez (17)
Schützengarten Festbier (26)
Schützengarten Lager hell (20)
Schützengarten St. Galler Klosterbräu (46)
Stella Artois (38)
Störtebeker Bernstein-Weizen (15)
Störtebeker Schwarzbier (10)
Stralsunder Traditionsbock (31)
Telenn Du (8)
Tsingtao (12)
Velkopopovický Kozel dunkel (29)
Wädenswiler dunkel (45)
Wädenswiler hell (44)
Wädenswiler Single Malt (25)
Warteck Pic (19)

Bier 50: Aecht Schlenkerla Rauchbier Märzen

Uiuiui. Aiaiai. Ooohh! Dies ist nun etwas wirklich einmaliges. Ist man sich von intensiven dunklen Bieren ein Röstaroma gewohnt, sprengt dieser Trunk hier jeglichen Rahmen. Der Abgang lässt einen meinen, man habe einen rechten Schluck Laphroaig getrunken. Der Wahnsinn. Hut-zieh! 13.5% Stammwürze, 5.1% Alkohol, untergärig, mittelbraune Farbe. Beim Darren, also dem Trocknen der gekeimt habenden Gerste, wonach sie sich Malz nennen darf, wird bei diesem Bier Buchenholz verbrannt, was dem Malz den Rauchgeschmack verleiht. Ich finde, weitere Worte seien überflüssig. Probieren! Für weitere Informationen: http://www.schlenkerla.de/rauchbier/beschreibung.html
getrunken am 15.4.11

Freitag, 15. April 2011

Bier 49: BFM La Mandragore Hiver 2010-11

Potz, das hat's in sich. Wie alles von Jérôme Rebetez aus Saignelégier. 8 % Alkohol, dunkelstbraune, fast schwarze Farbe, undurchsichtig. Mit den Worten auf der Etikette: "La fameuse bière d'hiver noire très foncée aux notes de malts torréfiés et fumés. Ronde et corsée à la fois." Bleibt noch hinzuzufügen: der säuerliche BFM-Goût. Die Brasserie des Franches-Montagnes ist 1997 gegrüdet worden und hat einerseits glühende Verehrer (unter anderem sicher einmal die, denen es primär ums Statement die Unabhängigkeit geht), andererseits überzeugte Verächter. Der krautige, säuerliche Geschmack ist ja auch nicht jedermanns Sache. Man sollte das einmal einem deutschen Reinheitsgebotfanatiker zum Probieren geben und dann den Gring beobachten. Jurassischer Dinkel ist übrigens auch drin.

Als, zum Trinken ist es erstaunlich leicht für den hohen Alkoholgehalt. Empfohlen wird vom Meister dazu "bittere Schokoladen-Trüffel, genossen vor dem Kaminfeuer". Über beides verfügen wir leider gerade nicht. Am liebsten hätten wir jetzt natürlich dunkle Schokolade von Camille Bloch aus dem Berner Jura, hähähähähäääääääääääää. Aber nun nehmen wir einige Häuschen (dass das Wort in dieser Bedeutung auch auf Hochdeutsch existiert, hat mir eine Breisgau-Freiburgerin bestätigt; allerdings ist sie im Resten Deutschlands dafür ausgelacht worden und war deshalb ganz aus dem ebensolchen, als sie mich "Häuschen" sagen hörte), einige Häuschen also von der Freiburger (diesmal ist vom Uechtland die Rede, jaa, gau, juscht) Fabrik Villars, und zwar "Larmes d'Absinthe du Val-de-Travers". Immerhin also eine Jurafusion, obwohl ja die jurassischen Unionisten eigenartigerweise weder auf den Neuenburger noch auf den Aargauer noch auf den Solothurner noch auf den Waadtländer noch auf den Genfer Jura Anspruch erheben, wenn sie vom vereinigten Jura sprechen, sondern ausschliesslich auf den Berner Jura mit den Amtsbezirken Courtelary und Neuenstadt.

Jetzt stelle man sich einmal Schafis am Bielersee vor. Die Postadresse ist Ligerz, aber politisch gehört es zu Neuenstadt, also Nöwill. Der Schafiser des sich in La Neuveville befindlichen Rebgutes der Stadt Bern, mit dem grossen schönen Wappen auf der Flasche, wäre dann aus dem Kanton Jura. Bha! Und das Elsass zu Deutschland, klar.

Die Absinth-Schokolade passt übrigens gut zur Mandragore.
getrunken am 15.4.11

Mittwoch, 13. April 2011

Bier 48: Denner Spezialbier

Ob es wohl auch, wie das Denner Lager, aus der Hochdorfer Lupo-Brauerei kommt? Man will es mir auf meine Anfrage nicht sagen. Zuerst nicht unangenehm bitter im Mund, dann ein süsser Abgang, der nicht unbedingt sein müsste. Aber es ist ein Spezli ohne Wenn und Aber, Schweizer Mittelmass.
getrunken am 13.4.11

Bier 47: Bitburger Premium Pils

Ein durchschnittliches deutsches Bier, dünn, ohne Ecken und Kanten, 4.8 %, und natürlich premium. Hier ein beschönigendes Werbebild:





















Immerhin hat die Brauerei mit der Glasform einen neuen Typ geprägt. Sogar die Berner Brauerei Felsenau bezeichnet dieses Glas als "Bitpokal".




















Konsumiert habe ich das Bitburger während des Einläutens der Grillsaision einen halben Meter neben dem glühenden Holzkohlegrill. Grillieren (ja, ich weiss, ein Helvetismus für teutsch "grillen") ohne Bier geht nämlich unmöglich. Ansonsten aber bitte kein Bit.
getrunken am 11.4.11

Bier 46: Schützengarten St. Galler Klosterbräu

Bernsteinfarben, unfiltriert, 5.2 %, unverkennbarer Schützengarten-Goût, will heissen süsslich, aber chüschtig-schmackhaft. Ein sehr gutes Bier.


























Auf der Rückseite der Flasche steht: "Schon auf dem berühmten St. Galler Klosterplan aus dem Jahre 825 waren drei Brauereien zu finden." Eine  überaus unüberlegte Formulierung. Sie sind heute auf dem Plan nämlich immer noch zu finden.



Und weil der Plan nicht so gut lesbar ist, hier noch ein Schema:
Achtung, der untere Plan ist um 180° gedreht. Und woher stammt dieses Schema? Aus dem "Intensivkurs Latein" von Joachim Richter-Reichhelm und Wilfried Stosch. Da sieht man wieder einmal, was das Latein nützt. Und klar ist auch, dass man sich bei einem Intensivkurs auf das Wesentliche konzentrieren muss, also Brauereien. (Nebenbei bemerkt: Dass Herr Richter-Reichhelm den Ledignamen seiner Frau unbedingt anhängen muss, ist angesichts der Semantik dieses Namens eine Spur piquant.)

Zurück zum Kloster St. Gallen: Es gab drei Brauereien. Man hat ja in einem Kloster, abgesehen vom Saufen, nichts zu lachen. Gut, das Fressen. Man findet auf dem Plan auch drei Bäckereien, fünf Küchen, Zuchtgehege fürs Veh und Bruthäuser für Geflügel; wenn davon auch nicht alles verwirklicht worden ist. Gegründet wurde das Kloster St. Gallen vom (später heiligen: äch wegen der Brauereien?) Gallus, gälisch Kallech, einem irischen Missionar im gefolge von Columban dem Jüngeren. Der ältere war der Bezwinger des Loch-Ness-Monsters und Gründer des Klosters auf der abgelegenen schottischen Insel Iona, heute ein Tummelplatz für Frömmler sondergleichen. (In jeden anständigen Lebenslauf gehört es, sich einmal mitten in einem charismatischen Gottesdienst in diesem Kloster auf Iona eine Prise Schnupftabak reinzuziehen.) - Also, drei Brauereien in St. Gallen: eine für die Mönche, eine für Bettler und Pilger, eine - mit dem besten Bier - für hohe Gäste und die Klosteroberen. Über 100 Mönche arbeiteten in den Brauereien, die einen gemeinsamen Kornspeicher hattem und zwar einen kreuzförmigen, damit der Segen Gottes auf dem Korn liege.
getrunken am 11.4.11

Mittwoch, 6. April 2011

Bier 45: Wädenswiler dunkel

Farbe hellbraun, 4.8%, leichte Röstnoten, so dass man merkt, dass es ein Dunkles ist. Mild, etwas säuerlich, aber das ist halt der Wädi-Goût. Abgang fast inexistent, schade. Der Humpen stammt übrigens von einer Wädenswiler Familie und hat demnach sicher noch originales, früheres Wädenswiler Bier dringehabt. Dieser Humpen ist mehrere hunderttausend Franken wert. Er stammt nämlich von der Wädenswiler Familie der Ex-Frau meines Vaters. Hätte er sie nicht geheiratet, hätte ich jetzt den Humpen nicht. Aber er hätte sich dann auch nicht wieder scheiden lassen müssen und mehrere hunderttausend Franken dafür blechen, dass die Wädenswiler Exfrau sogenannt den Lebensstandard halten kann. Tja. Prost!
getrunken am 6.4.11

Bier 44: Wädenswiler hell

Heute kauft man Brauereien, schliesst sie aus rationellen Gründen, braut aber die Marke woanders weiter, um die Leute nicht zu vergraulen. Beispiel: Feldschlösschen (resp. Carlsberg) schliesst Cardinal Freiburg im Juni 2011, braut das Bier jedoch in Rheinfelden weiter. Früher war es manchmal umgekehrt: Man kauft eine Brauerei, schliesst sie nicht, sondern braut dort dann das eigene Bier, um mit der eigenen Marke zu expandieren. Beispiel: Cardinal Freiburg übernimmt 1970 die 1826 gegründete Brauerei Wädenswil und braut von 1973 bis 1990 Cardinal-Bier. Natürlich schliesst die Brauerei 1990 schliesslich doch noch. 1992 wird in Wädenswil (an anderem Ort) eine Gasthausbrauerei gegründet, das "Wädi-Brau-Huus", die ausschliesslich Bio-Biere herstellt. Christian Weber, Urururenkel von Michael Weber, der die alte Wädenswiler Brauerei 1866 übernommen hatte, übernimmt im Jahr 2000 das Wädi-Brau-Huus, kauft die Markenrechte "Wädenswiler Bier" zurück und stellt nun als 5. Generation seiner Familie Wädenswiler Biere her. Bald wird es Cardinal Freiburg nicht mehr geben, wohl aber die Brauerei Wädenswil...

Heute zunächst das helle. 4.8%, schmackhaft, ziemlich sauer. Dies wollen wir jedoch einem Biobier, das einen Monat über Datum und weder filtriert noch pasteurisiert ist, nachsehen. Man könnte das Modewort "erfrischend" anwenden, als Euphemismus. Aber so schlecht ist es wirklich nicht.



















Links im Bild den Bierteller aus den frühen 1990er Jahren, rechts ein "antiker" Wädenswiler aus der Zeit der alten Brauerei, das Glas natürlich ebenso. Den Dampfer namens "Gambrinus" im Signet hat es wirklich gegeben; damit wurde das Bier über den See gebracht. 1893 von Escher-Wyss fertiggestellt, wurde er 1928 auf Diesel umgestellt und war noch bis 1967 als Bierfloss-Schlepper im Dienst. Noch heute wird das Dampfschiff für Oldtimerfahrten eingesetzt.










Dann folgte die heute als Partyschiff betriebene "Wadin". (Das ist der Namenspatron der Stadt Wädenswil.) Bei einer Festgesellschaft vor einigen Jahren traf es mich leider aufs andere der beiden Schiffe. Aber ich konnte mich damit trösten, dass es hurenlaut gewesen sei vom Motorenlärm.





Hier noch ein Ausschnitt eines Tisch-Sets von 1976 zum 150-Jahr-Jubiläum der Brauerei, damals schon Cardinal.





































getrunken am 6.4.11

Bier 43: Jever Pilsener

Das Original. Unverwechselbar und unersetzlich. Diejenigen, die drauskommen, sagen Jefer, nicht etwa Jewer (so sagen nämlich hirnreduzierte Menschen-Dackel-Chimären). Aaaahh! Sehr helle Farbe, herbbitter im Geschmack, "friesisch-herb" eben, 4.9%. Wieder Erinnerungen an die Maturreise 1994 nach Nordfriesland. Dünen, Deiche, Marsch, Wattenmeer, rotweisse Leuchttürme, Halligen, Schafe... "Wie das Land, so das Jever", so lautet der Werbespruch. Das gilt nicht nur für Ostfriesland, wo das Jever herkommt, sondern eben auch für - das noch östlicher gelegene! - Nordfriesland.



















Das Gebäude auf der Etikette, über dem "Friesisches Brauhaus zu Jever" steht, ist übrigens nicht das Brauhaus, sondern das Schloss Jever. (Lehrstück über die Funktionsweise deutscher Mentalität: Die Türe zum Turmaufgang war 5 Minuten nach der versprochenen Öffnung noch geschlossen. Eine Deutsche: "Wir haben's bezahlt!!") Hier nun die Aussicht vom Schlossturm auf die Brauerei:





















Das effektive Brauhaus dann: ein Glaspalast mit drei Türmen.





















Ganz verwegene Zeitgenossen posieren davor in einem "Aare-Bier"-T-shirt.





































Oder man posiert in Bern in einem Jever-T-shirt. Hauptsache, man ist ein Rebell.



















In Jever kann man übrigens auch gut essen, z. B. Matjesvariationen. Dazu passt, Sie haben es erraten, ein Jever Pilsener.



















Anschliessend zur Verdauung einen Jever Bierbrand.















Leicht fruchtig, aber halt doch herb, ämu herber als etwa der Bierbrand von Felsenau, Rugenbräu oder vom Langedaaler Bier. Kaffee dazu gefällig? In Jever gibt es eine sympathische kleine Rösterei.











































































And now to something completely different: In der Mathematik ergibt ja minus mal minus plus. Nüjerdings ergibt plus  plus minus, und zwar in Jever. Glück ist nämlich, eine Freundin zu haben, Glück ist auch, einen Jever-Sonnenschirm kaufen zu können. Unglück ist nun, wenn es einem die Freundin verbietet.















Eine Zeitlang gab es auch das dunkle "Jever dark", das ist aber offenbar bei den friesischen Pilsgringen nicht so angekommen. Ja, als es zu Beginn der 90er Jahre Jever noch im Denner zum Spottpreis gab! Das waren noch Zeiten. Heute muss man in den Bierladen "Drinks of the world" oder in den Loeb und Fr. 3.50 pro Halbliterflasche zahlen. Oder man geht von Stein-Säckingen den Rhein entlang, über die alte Holzbrücke über die grüne Grenze nach Bad Säckingen (D) und kauft dort im Supermarkt Jever zu 0.90 Euro die Flasche. Aber wer würde das schon auf sich nehmen, nur, um gut zwei Franken pro Flasche zu sparen? Also wenn, dann müsste man soviel Bier schleppen, dass man anschliessend noch einige Tage den Rücken spürt.




getrunken am 5.4.11

Bier 42: Erdinger Weissbier

Hefetrüb, 5.3%. Ein Weizenbier für Anfänger. Von den drei "Massen-Weizenbieren" Schneider, Franziskaner und eben Erdinger das schlechteste. Leicht im Geschmack, aber dennoch recht säuerlich. Heute das geringste Übel im Speisewagen: Man hat die Wahl unter lauter Heinekenprodukten, nämlich zwischen Calanda Edelbräu 33cl Fr. 5.20, Heineken 50cl Fr. 6.00, Eichhof Lager 50cl Fr. 6.00, Ittinger Klosterbräu 33cl Fr. 5.90 und Erdinger Weizen 50cl Fr. 6.10. Gut, das Ittinger wäre eine Möglichkeit. Aber 1.67 Deciliter Bier mehr für 20 Rappen? Da trifft man halt auch mal einen Kopfentscheid. Zudem schwingen Erinnerungen mit: War doch das Erdinger immer Anfangs- und Schlusspunkt bei der auf der Maturreise im September 1994 jeweils getrunkenen "Symmetrie" in der "Kneiperie" zu Friedrichstadt in Nordfriesland. Eine Symmetrie, daselbst erfunden, ist eine gewisse Anzahl verschiedener Biere in einer Reihenfolge getrunken, die vor- und rückwärts gleich ist. Damals beseutete dies: Erdinger 0.5, Diebels Alt 0.3, Warsteiner 0.4, Diebels Alt 0.3, Erdinger 0.5.
getrunken am 4.4.11